Vorteile: Warum Sie Menschen mit Behinderungen in Usability-Tests einbeziehen sollten
Letzte Änderung: 03/2023
Üblicherweise untersuchen UX-Teams die Nutzerfreundlichkeit einer Webseite oder App ausschließlich mit Durchschnittsnutzenden. Usability-Bedarfe von Menschen mit Behinderungen bleiben dabei unberücksichtigt, es gibt jedoch gute Gründe sie einzubeziehen.
Reichweite verbessern
Die Nutzergruppe von Menschen mit Behinderungen ist größer als im Allgemeinen vermutet: Nach Schätzungen der World Health Organisation lebt mindestens 15 % der Weltbevölkerung mit einer signifikanten Behinderung. Wer Menschen mit Behinderungen in seine Nutzerforschung einbezieht, erweitert das Spektrum von Usability-Bedarfen und erreicht mit seinem Produkt mehr Menschen. Auch ältere Nutzende, Personen, denen das Lesen schwerfällt, oder Nicht-Muttersprachler profitieren davon.
Schwierigkeiten zu Gunsten aller schnell erkennen
Die spezielle Nutzungsweise von Menschen mit Behinderungen lässt mögliche Probleme wie durch ein Brennglas hervortreten. Was für alle Nutzenden eine Schwäche sein kann, zeigt sich für Menschen mit Behinderungen aufgrund ihrer Nutzungsweise viel offensichtlicher. Wenn Sie Menschen mit Behinderungen in Usability-Tests einbeziehen, haben Sie die Chance, diese Aspekte schnell und gut zu erkennen und sie zu Gunsten aller zu beheben.
Nutzungsweisen von behinderten Nutzenden kennenlernen
Usability-Tests mit behinderten Probandinnen und Probanden helfen, mehr Bewusstsein für die Bedarfe von Menschen mit Behinderungen zu schaffen. Teams erleben in solchen Tests die Vielfalt an Nutzungsweisen und die damit verbundenen potentiellen UX-Probleme und Barrieren. Wenn Sie beispielsweise erleben, wie Menschen ein digitales Produkt mit dem Screenreader nutzen, wirkt das oft nachhaltiger und aktivierender als die Theorie.
Zukunfts- und standardorientiert handeln
Weltweit gibt es Standards und Gesetze, die Barrierefreiheit fordern. Grundlage (auch für die deutsche Gesetzgebung) ist der internationale Barrierefreiheits-Standard "Web Content Accessibility Guidelines (WCAG)". Ziel der Standards ist es, testbare Kriterien für die Umsetzung von Barrierefreiheit vorzuhalten. In der Weiterentwicklung des Standards (WCAG 3.0) soll zukünftig auch das Benutzererlebnis von behinderten Menschen eine Rolle spielen. Die Arbeitsgruppe des W3C bezieht in ihrem aktuellen Entwurf "weichere" Untersuchungsmethoden, etwa Usability-Tests, in die Beurteilung eines Webangebots mit ein (siehe WCAG 3.0, Working Draft 12/2021, § 4.1.2 Holistic Tests, englischsprachig).